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Eiweißkuchen aus dem Jahr 1895


Vor einiger Zeit ist mir zufällig ein Nachdruck des allersten Kochbuchs von Dr. Oetker aus dem Jahre 1895 in die Hände gefallen. Es enthält viele Informationen zur allgemeinen Ernährungslehre, die sich vom heutigen Stand nur wenig unterscheiden. Deutlich wird bei den Rezepten (4 Seiten von insgesamt über 80 Seiten!), dass dieses Kochbuch ein geniales Marketinginstrument ist: Es ging wohl in erster Linie darum, das Backpulver zu vermarkten und an die Hausfrau zu bringen.
Interessant ist auch, dass empfohlen wird, das Backpulver erst ganz zum Schluss unterzurühren. Heute hingegen heißt es ja immer entweder alle Zutaten gleichzeitig in eine Schüssel oder eben das Backpulver gut mit dem Mehl vermischen. 
Den Quark-Öl-Teig, der ja auch angeblich von Dr. Oetker erfunden wurde, suchte ich allerdings vergeblich. Aber was entdeckte ich da beim Durchblättern? Einen "Eiweiß-Kuchen für Zuckerkranke nach der Vorschrift des Herrn Professor W. Ebstein in Göttingen". Und wieder mal sieht man, dass viele neue Moden so neu gar nicht sind.

Bei den Zutaten für den Eiweißkuchen taucht "Aleuronatpulver" auf. Die Internetrecherche ergab, dass es sich dabei um einen Markennamen handelt, den es heute nicht mehr gibt. Aleuronat ist ein Abfallprodukt bei der Stärkeherstellung. "Leuron" bezeichnet eine bestimmte, stark eiweißhaltige Schicht des Weizenkorns. Hm - also wahrscheinlich etwas Ähnliches (oder das Gleiche?) wie Gluten. 
Die Angaben zur Zubereitung sind - wie in alten Kochbüchern üblich - etwas ungenau. Man solle soviel Milch hinzugeben, dass es ziemlich fester Teig entsteht. Aha.

Zutaten (für eine kleine Kastenform): 
  • 100g Weizenmehl
  • 100g Gluten
  • 67g Butter
  • 150ml Milch
  • 1/2 TL Salz
  • 1 Päckchen Backpulver
Zubereitung:
Weizenmehl und Gluten werden vermischt. Die weiche Butter und die Milch werden dazugegeben und mit den Knethaken zu einem gleichmäßigen Teig verknetet. Zum Schluss knete ich den Teig nochmal gut mit den Händen durch. Die kleine Kastenform habe ich mit Backpapier ausgelegt und den Kuchen darin bei 180°C eine knappe Stunde lang gebacken.

Fazit:
150ml Milch waren wahrscheinlich etwas zu viel. Schlecht schmeckt der Kuchen nicht. Er erinnert ein wenig an Zwieback - nur viel weicher. Die Kruste ist knusprig. Leider ist die untere Hälfte ein klein wenig matschig. Schneiden lässt er sich auch nicht besonders gut.

Nährwerte:
pro 100g: 373 kcal; 26,5g Eiweiß; 26g Kohlenhydrate; 17,9g Fett

2 Kommentare:

  1. Find gut das du das trotzdem ausprobiert hast, manchmal sind ja die einfachsten und ältesten Rezepte die besten.

    Der Kuchen erinnert mich an mein erstes Flohsamenbrot, konnte man nicht mal mehr für Crountons gebrauchen. Mach weiter so!

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  2. Deine Angaben sind richtig. Es handelt sich tatsächlich um Gluten. In Frankfurt a.M. gab es eine Firma, von Herrn F.Günther , der einen Zwieback ohne Zucker herstelle. Er nannte das Produkt ' Günther’s ' ALEURONAT ' Biscuit. Der Zwieback wurde als Nahrungsmittel für Diabetiker, Magenleidenden und für Neurastenikern angeboten, bzw. empfohlen.

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